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Die
Canavan-Krankheit (engl.
Canavan´s disease)
Die Canavan-Krankheit
wurde nach Myrtelle Canavan benannt,
die diese Erkrankung erstmals im Jahr 1931 beschrieb. Seit dieser Zeit
sind die genetischen und biochemischen
Zusammenhänge dieser
Krankheit weiter erforscht und untersucht worden. Neuere Entwicklungen
auf dem Gebiet der Genforschung ermöglichen es, eine
sichere
Diagnose der Canavan-Krankheit zu stellen und Träger der
Erbkrankheit zu identifizieren. Besonders häufig tritt die
Erkrankung in der ethnischen Bevölkerungsgruppe der
Ashkenazi-Juden auf. Auf 6.400 Geburten
kommt ein Kind mit Morbus Canavan. In anderen Bevölkerungsgruppen ist die Verbreitung der Krankheit eher
sporadisch. Die Ursache der Canavan-Krankheit Der Mensch verfügt über einen doppelten Chromosomensatz. Jeweils ein kompletter Satz wird von der Mutter vererbt, der zweite vom Vater. Somit liegt nahezu jedes Gen in zwei Kopien vor. Beim manchen Erbkrankheiten reicht es bereits, wenn eine der Gen-Kopien geschädigt ist, um ein Krankheitsbild hervorzurufen (dominante Vererbung) Die Canavan-Krankheit wird rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass beide (äußerlich gesunden) Elternteile jeweils eine defekte Kopie tragen und diese weitergeben müssen, um die Krankheit beim Kind auszulösen. Menschen mit einer defekten und einer gesunden Kopie nennt man Träger, da sie zwar eine defekte Kopie tragen, die Krankheit bei ihnen aber nicht ausbricht. In der Bevölkerungsgruppe der Ashkenazi-Juden sind fast 2% aller Männer und Frauen Träger. Bekommen zwei Träger ein Kind, so ist das Risiko bei 50%, dass das Kind ebenfalls Träger ist, und bei 25%, dass das Kind erkrankt. Das betroffene Gen wurde auf dem kurzen Arm
des
Chromosoms 17 lokalisiert. Ein Defekt bewirkt einen Mangel des Enzyms Aspartoacyclase. Das Enzym katalysiert die
Spaltung von N-Acetylaspartat in Essigsäure und
Asparaginsäure. Es ist
in der weißen Substanz des
Zentralen
Nervensystems in den so genannten Oligodendrozyten – den
myelin-produzierenden Zellen – aktiv. Myelin ist die
Isolierschicht der
Nervenfasern. Ein Mangel an Aspartoacyclase führt zu hohen Konzentrationen an N-Acetylaspartat,
was zu einem
Verlust
des Myelins und zu einer schwammigen Degeneration bestimmter Hirnareale führt.
Die
klinischen Symptome einer Canavan-Erkrankung treten üblicherweise bereits während der Kindheit auf. Eine
Vergrößerung des Kopfes (Makrozephalie) und
der
Verlust der Muskelspannung (Rumpfhypotonie) im Alter zwischen zwei und
vier Monaten zählen zu den häufigsten Symptomen,
müssen
aber nicht in jedem Fall vorhanden sein. Das
Fortschreiten der Erkrankung
ist durch Spastiken (erhöhte Eigenspannung der Muskulatur,
die auf eine Schädigung des Gehirns oder
Rückenmarks
zurückzuführen ist), Blindheit, motorische
Störungen und Hyperreflexie (= Steigerung der Reflexe),
Schwierigkeiten beim Saugen und trinken
gekennzeichnet. Im Endstadium
der Erkrankung kommt es zu einer spastischen Muskellähmung,
der so
genannten Enthirnungsstarre. Die Betroffenen sind zu keiner Form von
Kommunikation mehr in der Lage und sterben schließlich an
Atemlähmung.
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